Wer ist Abuna Semun Bagandi?

Wer ist Abuna Semun Bagandi?

1960
Geboren in Arbo, Tur Abdin (Südosttürkei), als das siebte von elf Kindern des Ehepaares Gevriye und Sitto Bagandi.

1967 -1975
Besuch der staatlichen Schule in seinem Geburtsort. Parallel dazu Unterstützung der Familie bei den landwirtschaftlichen Tätigkeiten, insbesondere als Hirtenjunge. Nach Beendigung der Schulpflicht Aufnahme in das Kloster Mor Hananyo (Deyrulzafaran) bei Mardin, mit dem Ziel einer Unterweisung in die syrisch-orthodoxe Theologie und aramäische Sprache. Hier lernt er seinen Lehrer und Idol Mönch Avgin Kaplan, den späteren Erzbischof von Kalifornien, kennen.

1975 – 1981
Tätigkeit als Lehrer für Aramäisch und Religionsunterricht in Mardin, bevor er nach Istanbul zog, um das traditionelle Handwerk des Goldschmieds zu erlernen. Die Liebe zur Heimat und zum Dienst in der Kirche zog ihn erneut in sein Heimatdorf zurück, wo er eine kirchliche Schule gründet, um vielen Jungen und Mädchen überhaupt Bildung zukommen zu lassen. In dieser Zeit lernt er auch seine Frau kennen und beide gründen eine Familie. Sie werden später mit zwei Töchtern und zwei Söhnen beschenkt. Doch die politischen Unruhen in der Region nehmen zu, das Militär putscht sich an die Macht, die Lage ist sehr unübersichtlich und insbesondere für junge Männer gefährlich. Als eine der letzten Familien verlässt er zusammen mit seinen Eltern sein Dorf, um irgendwo in Europa Schutz zu suchen.

1981 – 1989
Im Oktober 1981 findet er in Delmenhorst/Deutschland Schutz und neue Heimat. Trotz fehlender Deutschkenntnisse fängt er einige Zeit später an, an der VHS Aramäischunterricht zu erteilen. Sehr früh erkennt er, wie wichtig der interkulturelle Dialog ist, weshalb er zusammen mit anderen Mitstreitern den Syrisch-Orthodoxen Kulturverein Delmenhorst gründet und seinen Vorsitz übernimmt.

5.11.1989
Empfang der Priesterweihe aus den Händen des damaligen Erzbischofs von Mitteleuropa Julius Yeshu Çiçek für die Gemeinde Mor Malke in Delbrück/Westfalen, bestehend aus ca. 60 Familien. Neben dem Neubau der Kirche und des Gemeindesaals gehören die Gründung neuer Gruppen und Ausschüsse, Lehrertätigkeit in der Gemeinde, Aufbau und Pflege ökumenischer Beziehungen zu den Schwesterkirchen zu den anfänglichen Hauptaktivitäten des jungen Priesters. Später kommen diözesane Aufgaben, wie die Mitgliedschaft im Schlichtungsausschuss der syrisch-orthodoxen Diözese von Mitteleuropa, hinzu. Er ist einer der Gründungsmitglieder des interreligiösen Gesprächskreis Bad Lippspringe. Innerhalb von 25 Jahren wächst die Gemeinde von damals 60 auf heute über 500 Familien.

1996 -2012
Maßgebliche Beteiligung an der Gründung des syrisch-orthodoxen Kirchenkreises NRW und Übernahme der Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden. Zweck: Erwerb des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Yakup von Sarug in Warburg/Deutschland sowie die Einführung des syrisch-orthodoxen Religionsunterreichts an staatlichen Schulen in NRW.

Hauptinitiator bei der Gründung der syrisch-orthodoxen Diözese Deutschland mit dem Sitz im Mor Yakup-Kloster, Warburg (1997); Übernahme diverser Funktionen wie etwa Vertreter des Pastoralkonvents, Schlichtungsausschussvorsitzender, und erster, von der Heiligen Synode bestellter Allgemeinvertreter des Bischofs.

2003 – 2017
Als immer mehr Angehörige seiner Community Interesse an der Pflege ihrer Kultur und Sprache sowie an der Rettung ihrer historischen Kulturgüter und Eigentum zeigen und dafür Dorfvereine gründen, unterstützt er die Gründung des Dachverbands DETA, dessen Allgemeinberater und spiritueller Begleiter er wird. Dieses Engagement wird mit der Gründung der Stiftung Mor Malke zwecks rechtlicher Klärung der Eigentumsverhältnisse an den Kirchen, Klöstern und der Ländereien in der bergigen Region Tur Izlo intensiviert (2017). Nach Ausbruch des Krieges in Syrien initiierte er außerdem die Gründung des BSK (Bethnahrin Solidaritätskomitee) und übernimmt dessen Vorsitz. Zweck: Den Menschen in Syrien eine Hoffnung geben, sie mit Hilfsgütern und Medikamenten versorgen.

2020
Neben seiner uneingeschränkten Solidarität mit dem Tur Abdin im Allgemeinen hat er den Wiederaufbau seines Heimatdorfes Arbo im Besonderen vorangetrieben. Das jüngste Projekt ist der Bau einer Altersresidenz in Arbo, um seinen Lebensabend dort in Stille und der Spiritualität des „Berg der Knechte Gottes“ zu verbringen.